Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche,

An diesem Abend feiern wir das letzte Abendmahl Jesu! Gründonnerstag. Was sich so „grün“ anhört, hat sprachlich mit „greinen“ zu tun. Mit Weinen, mit Zagen. Tatsächlich feiert Jesus mit seinen Jüngern das Mahl in der Nacht, in der er verraten wird. Das ist zum Weinen. Von seinen Jüngern: verraten, verleugnet, verlassen. Aber das wissen sie nicht, noch nicht. Doch so abwegig ist auch „grün“ nicht – die Farbe des neuen aufbrechenden Lebens und somit der Hoffnung. Knospen brechen auf. Bäume bekommen einen leuchtenden Schimmer. An diesem Gründonnerstag wird die Hoffnung in einem Zeichen greifbar. Jesus hinterlässt seinen Jüngern, uns, den Menschen allerzeit die Kommunion. Kommunion kommt aus dem lateinischen: Cum Union, was übersetzt heißt: eins werden mit. Eins werden mit Gott, untereinander. Das soll sich verwirklichen, in dem Essen seines Leibes und im Trinken seines Blutes. So gibt Jesus den Jüngern das Brot und den Wein und sagt ihnen: nehmt und esst alle davon, das ist mein Leib, nehmt und trinkt, das ist mein Blut. Das sind die Zeichen des neuen und ewigen Bundes, den Gott mit den Menschen schließt. Ein Bund der Hoffnung über den Tod hinaus. In der Kommunion schenkt sich Gott dem Menschen und der Mensch wird eins mit Gott. Die Frage Jesu nach dem Mahl mit seinen Jüngern und nach der Fußwaschung: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ bezieht sich auch auf dieses großes Vermächtnis Jesu an uns, an seiner Kirche: die Verbundenheit mit Ihm im Sakrament der Hl. Kommunion. Begreift der Christ unserer Zeit noch die Bedeutung dieses Vermächtnis, dieser Gabe, dieses Sakraments der Hl. Kommunion? Eine Statistik zeigt einen pessimistischen Trend, was den Kirchenbesuch und damit verbunden auch der Empfang der Hl. Kommunion betrifft. 1950 gab es 23 Millionen Christen in Deutschland. Davon gingen 50 % regelmäßig am Sonntag in die Kirche. 1980 gab es 26 Millionen Christen und davon gingen schon 29 % in die Kirche. 2000 gab es 26 Millionen Christen und davon gingen 16 %t zum Gottesdienst. 2010 waren es von 24 Millionen noch 12 % und 2018 von 23 Millionen gingen noch 9,3 %.

In 50 Jahren wachsender Wohlstand nimmt stetig die Zahl der katholischen Christen ab, denen es wichtig ist, die Hl. Kommunion zu empfangen. Womit hängt das zusammen? Es ist nicht oft, aber ich treffe Christen von uns, die mich fragen: Herr Pfarrer bin ich ein schlechter Christ oder Mensch, wenn ich nicht in die Kirche geh? Dabei lassen sie mich gar nicht antworten und fahren selbst fort mit einer Art Entschuldigung: „Ich kann doch auch daheim beten, oder im Wald oder auf den Berg. Da fühle ich mich dem Herrn sogar näher als in der Kirche.“

Das mag sein. Solang mich keiner Herausfordert und Stille um mich ist, da geht´s auch mir gut. Dort, wo keiner etwas von mir will. Da fühle ich mich auch dem Paradies nahe und es ist mir gleich, ob der Buddha oder Krishna oder Jesus dieses Paradies anbietet. Ob da nicht verwechselt wird zwischen dem Paradies, spricht die Ruhe, das Wohlbefinden mit dem Herr Gott selbst. Da geht’s mir eigentlich um mich selbst und nicht um die Beziehung zum Geber, zum Schenkenden dieses Zustands.

Solange du stark und gesund bist, kannst du auf den Berg gehen und fühlst dabei die Nähe Gottes. Schön! Das eine kannst du machen aber das andere nicht vernachlässigen: Die Gemeinschaft mit Ihm pflegen auch in dem Empfang der Hl. Kommunion. Denn, was wird es sein, wenn du nicht mehr auf den Berg gehen kannst? Wenn Du allein bist, vielleicht auch krank und Gott nicht mehr fühlst? Heißt das, dass du dich von Gott entfernt hast? Oder ist er dir nicht mehr nahe, weil du nicht mehr an auf den Berg Ort gehen kannst? Liebe Schwestern und Brüder, da geht es hier nicht um den Berg und nicht um das Meer und überhaupt um die Natur, in der man jeder selbstverständlich Gott Nahe kommen kann. Es geht vielmehr um die Pflege des Glaubens an die Liebe Gottes zu uns im Sakrament der Hl. Kommunion.

Da ist keiner ein schlechter Christ oder sogar Mensch, der die Hl. Kommunion lange nicht mehr empfangen hat. Und es gibt auch Fälle, in denen er oder sie die Hl. Kommunion nicht empfangen kann.

Es geht eher darum, ob wir uns selbst nicht um eine Kraft und Verbindung abschneiden, die uns unheimlich gut tut durch den Empfang der Hl. Kommunion, wenn wir ihre Bedeutung vergessen.

Manchmal vergessen wir etwas. Für manche wird sogar die Vergesslichkeit zur Krankheit, zur Demenz. Das ist menschlich. Auch im Glauben können wir vergesslich werden. Und was vergisst der Mensch, wenn er seinen Glauben vergisst? Er vergisst seinen Sinn auf dieser Welt. Er vergisst woher er kommt und wohin er gehen muss, manchmal auch dass er einmal gehen muss. Vergessen tun das große und kleine Diktatoren, die ihre eigene Leute erniedrigen, verfolgen und terrorisieren, weil sie meinen, sie müssen niemandem Rechenschaft ablegen, auch keinem Gott. Der Mensch kann vergessen, dass er vergeben kann dem anderen, sich selbst. Er kann vergessen, dass er neu anfangen, vertrauen, lieben kann. Jesus sagt beim letzten Abendmahl: tut das zu meinem Gedächtnis. Holt euch vor Augen, im Herzen die Kraft zum Hoffen, zum Lieben.

Der Mensch ist, was er isst, sagte Ludwig Feuerbach. Das was der Mensch in sich aufnimmt, geistig gesehen, das wird er werden. Blaise Pascal sagt es auch so: Kommunion bedeutet, dass das Meine sein wird und dass das Seine meins wird. Meine Sorgen, meine Leiden, meine Ängste, mein Versagen, das und vieles mehr gebe ich dem Herrn in der Kommunion. Seine Zusage, seine Liebe, seine Kraft, seinen Segen, sein ewiges Leben gibt der Herr mir in der Hl. Kommunion.

Darum brauchen wir liebe Schwestern und Brüder Erinnerungshilfen, Benachrichtigungen. Dazu hinterlässt uns Jesus ein Gedächtnis seiner Liebe zu uns am Gründonnerstag, ein Zeichen der Hoffnung: seinen Leib und Blut in der Hl. Kommunion. Wir sollen uns vergegenwärtigen im Empfang der Hl. Kommunion: Gott ist für uns, er geht mit uns, er liebt uns, vergibt und schenkt, Gemeinschaft mit Ihm, die allein Leben, Sinn, Frieden und Erfüllung stiftet, weil er allein die Quelle von alldem ist, Amen!