Mit festlichen Christmetten und Hochämtern sowie facettenreicher Instrumental- und Chormusik wurde im Pfarrverband Anger-Aufham-Piding das „Hochfest der Geburt des Herrn“ begangen.

     In den Christmetten in Aufham und Piding ging Pfarrer Ionel Anghel in seinen Ansprachen der Frage nach, was für uns dazu gehört, damit es Weihnachten wird. Letztlich gehe es um tiefe Sehnsüchte des Menschen – nach Frieden, Liebe, Wohlergehen, Geborgenheit und Wertschätzung. „Reicht und aber für diese Sehnsüchte ein gutes Essen, ein großes eingepacktes Geschenk“ - diese provokative Frage stelle er in den Raum. Allein indem sich die Gläubigen in dieser Nacht auf den Weg zur Kirche gemacht und ihr gemütliches Zuhause verlassen hätten, sei spürbar, dass Weihnachten mehr als Glitzer, Glimmer, Essen und Geschenke sei. Die Frage sei letztlich, was von Weihnachten bleibt. Ohne Weihnachten würde der Welt und mir etwas fehlen: „Gott als Geschenk, das ich mir nicht kaufen, erarbeiten, erbeten kann.“ Eingepackt sei es wie damals das Jesuskind in den Windeln im Wort des Evangeliums und im Brot, „schlicht und bescheiden“.

   Die Mette wurde in Piding von den Kirchenbläsern, dem Kirchenchor und Hias Häusler mit Begleitung umrahmt – hier erklang die „Bauernmesse“ von Annette Thoma. In Aufham trugen Cora Stiehler an der Violine, Filip Köpke an der Trompete und Martina Jakob mit Gesang und Orgel zu einer feierlichen musikalischen Gestaltung bei.

   In Anger zelebrierte der aus der Nähe der Nordsee stammende Ainringer Ruhestandspfarrer Peter Albers die Mette kurz vor Mitternacht, die mit einer Nachtwache begann. In der dunklen Kirche zogen nach der „Weihnachtsmotette“ des Ensembles „VOCALE 1652“ mit Monika Koch, Martina Jakob und Thomas Freiwang die Ministranten mit Leuchtern, Diakon Peter Walter und Pfarrer Peter Albers ein und blieben im Mittelgang stehen. Die Lesung aus dem 9. Kapitel des Propheten Jesaja wurde vorgetragen: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht...“. Eine Ministrantin hielt das Jesuskind und legte es in die leere Krippe vor dem Volksaltar. Nun wurden alle Lichter angeschaltet, und die Gläubigen sangen gemeinsam „Zu Bethlehem geboren“.

   Neben dem Vokalensemble, das unter anderem „Schlaf wohl, du Himmelsknabe du“ und „Cantique de Noel“ von Adolphe Adam interpretierte, trugen die Bläsergruppe der Bergschützen-Kapelle zur Mettenmusik bei. Sopranistin Monika Koch trug nach der Predigt „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger vor, an der Orgel begleitet von Martina Jakob.

   In seiner Ansprache vergegenwärtige Albers, was die Geburt im Stall unter unhygienischen und wenig bequemen Bedingungen bedeutete. Und wie sehr sich die von der „Knute Roms“ unterjochten Menschen nach Frieden und Freiheit sehnten. Dass der Friede manchmal weit weg ist, zeigte Albers mit Blick auf die heutige Realität, wo Menschen, die ihre Meinung äußern, gefoltert werden oder Inseln im Meer versinken. Er erzählte die Geschichte von Madita, die sich im Alter von 16 Jahren mit ihrem sehr strengen, cholerischen Vater überwarf und sich nicht einmal am Grab ihrer Mutter versöhnen konnte. Als der Vater sie bat, sie am heiligen Abend mit ihren Kindern und ihrem Mann zu besuchen, ließ sie ihn zunächst kalt abblitzen, bis die stumme Umarmung durch ihren Ehemann bei Madita einen Sinneswandel auslöste. Zeitgleich bewegten sich Vater und Tochter aufeinander zu. Albers ermutigte die Gläubigen, Frieden zu schaffen, wann und wo immer es möglich ist, und dabei experimentierfreudig zu sein und einen langen Atem zu behalten.

   Zum Hochamt am ersten Feiertag erklang in Anger unter Leitung von Jakob, begleitet durch ein Orchester, durch den Kirchenchor Anger Aufham die „Missa brevis in B“ von Wolfgang Amadeus Mozart und in Piding unter Leitung von Anni Utz durch den Kirchenchor Piding Lieder aus der Weihnachtsmesse von Alfred Hochedlinger und das Transeamus von Joseph Schnabel. Das Bass-Solo sang Mathias Frauenlob. An der Orgel war Anna Maria Utz und an Querflöte und Klarinette Steffi und Stefan Aschauer zu hören. Pfarrer Anghel stellte anlässlich des 200-jährigen Bestehens das Lied „Stille Nacht“ in den Mittelpunkt seiner Predigt. Vor dem biographischen Hintergrund Joseph Mohr, der es aufgrund seiner unehelichen Geburt nicht weiter als bis zum Hilfspfarrer gebracht habe, sei „Stille Nacht“ ein Sehnsuchtslied. Es besinge die Sehnsucht nach Geborgenheit, Zusammenhalt, Sich-aufgehoben-Wissen bei Vater und Mutter, nach einer glücklichen, frohen Kindheit. „Eigentlich besingt Josef Mohr, was ihm im Leben gefehlt hat.“ Und eigentlich besinge er, „was jeder von uns im Herzen als Sehnsucht trägt, das an Weihnachten hoch kommt“. Vielleicht sei es genau das, was uns an diesem Lied so berührt: diese Sehnsucht nach Geborgenheit, die in keinem Leben ganz gestillt wird. Joseph Mohr gebe mit diesem Lied seine Hoffnung aus dem Glauben weiter: „Egal, wie mir das Leben mitspielt, einer lässt mich nicht fallen.“ 

Die Krippe in der Aufhamer Kirche St. Jakobus

Das Jesuskind vor dem Aufhamer Volksaltar.

Eine Angerer Ministrantin mit dem Jesuskind beim Einzug des liturgischen Dienstes im Dunkeln.

Pfarrer Peter Albers bei der Christmette in Anger, unterstützt durch Diakon Peter Walter (li.)

Pfarrer Ionel Anghel beim Hochamt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Pfarrkirche Mariä Geburt in Piding; li. Diakon Peter Walter.

Bericht und Fotos: V. Mergenthal