Mit einer liturgisch eindrucksvoll gestalteten Christmette gedachte die Pfarrei Mariä Geburt Piding in der voll besetzten, liebevoll geschmückten Kirche der Geburt Jesu Christi. Pfarrer Josef Koller stellte in den Mittelpunkt seiner Predigt den Gedanken der Wiedereröffnung des verschlossenen Paradieses und bezeichnete das Kind in der Krippe als „unser Schlüssel-Kind“.

Nach dem „Vormetten“ mit alpenländicher Volksmusik begann die Christmette mit einem feierlichen Einzug mit Bläsern vom gesamten liturgischen Team – mit Ministranten, Pastoralreferent Robert Hindereder, den Kommunionhelfern und den Lektoren, die im Verlauf der Feier auch eigens ausgewählte besondere Gebete vortrugen.

Geprägt von adventlicher Erwartung war der „Mettenteil“ in der bis auf die Kerzen und Christbaumlichter dunklen Kirche, in dem Psalmengesang eine wichtige Rolle spielte. Beim feierlichen Gloria, gestaltet von den Bläsern, dem Chor und der Gemeinde, fühlte man sich wie die Hirten auf den Feldern von Bethlehem: Zu Glockengeläut gingen die Lichter an, und die Ministranten zogen mit dem Kripperl ein und legten das Kind hinein.

Zu den Lesungen trugen die Lektoren ausführliche Einleitungen über die damaligen geschichtlichen Hintergründe vor. „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht“, ermutigte Jesaja das Volk Israel, während Paulus im Brief an Titus seine Gemeinde dazu aufruft, sich von der Gottlosigkeit und irdischen Begierden loszusagen.

Nach dem aus dem Schmuck-Evangeliar gesungenen Weihnachtsevangelium rief der Zelebrant die Zeit des Mittelalters in Erinnerung, als am 24. Dezember, am Gedenktag für Adam und Eva, in einem packenden Theaterstück auf der Kirchentreppe die Geschichte von deren Sündenfall nachgespielt wurde. Koller stellte die zeitlose Gültigkeit der sinnenhaften Erfahrung der Menschen damals in diesem starken Symbol heraus: Das Paradies der Freiheit sei oft verschlossen: „Es gibt so viele Machtspiele; so viele Zwänge, die dich einengen; so viele Schubladen, in die du gesteckt wirst; so viele Einschränkungen, mit denen du leben musst.“ Ebenso könnten den Zuschauern von damals die verschlossenen Paradiese der Freude und des Friedens durch den Kopf gegangen sein. An diesem Abend seien die Gläubigen im Mittelalter aber auch Zeugen eines „gewaltigen Stimmungswandels“ geworden: Die Portale der Kirchen seien später geöffnet worden, und es habe sich ein Krippenspiel über Christi Geburt angeschlossen.

Koller zeigte auf, wie der menschgewordene Gott die Türen zum Paradies der Freiheit, der Freude und des Friedens wieder öffnete: Er habe zum Beispiel Gelähmte in Bewegung gebracht, kleinliche Gebote und unsinnige Regeln außer Kraft gesetzt, den Menschen zugetraut, „ihr Leben unter dem Maßstab der Liebe eigenständig zu gestalten“, seine Jünger zu offenen und ehrlichen Worten ermutigt, Menschen für eine originelle Lebensgestaltung begeistert oder mit humorvollen Vergleichen die Leute zum Lachen gebracht.

Geblieben sei das wichtigste Requisit der alten Paradies-Spiele: der Baum des Lebens, aus dem der Christbaum wurde. Das Kind in der Krippe sei „unser Schlüssel-Kind“, folgerte der Prediger und gab der Gemeinde einen ganz besonderen Weihnachtswunsch mit: „Bleiben Sie oder werden Sie Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter bei diesem etwas anderen „Schlüssel-Dienst“. 

Eine feierliche Note verliehen der Mette der Kirchenchor, der unter anderem nach dem „Seht das Lamm Gottes“ den Andachtsjodler sang und zur Kommunion einen weihnachtlichen Chorsatz, der Häusler Hias an der Ziach und Bläser, die das „Stille Nacht“ festlich ausklingen ließen. 

Der Mettenteil in der noch halbdunklen Kirche vergegenwärtigte nochmal die adventliche Erwartung.

Pfarrer Koller vor dem feierlichen Singen des Weihnachtsevangeliums; im Vordergrund das Krippenkind vor dem Volksaltar

Bericht und Bilder: Veronika Mergenthal