Einen passenderen Termin als einen Sonntagabend hätte es für die Premiere eines „Taizè-Gebets“ wohl kaum geben können. Sozusagen als Ausklang für ein sonniges Frühlingswochenende und als emotionaler Start in eine neue Schul- und Arbeitswoche waren zahlreiche Gläubige in die Klosterkirche nach Höglwörth gekommen. Im Rahmen der Firmvorbereitung waren die Jugendlichen aus dem Pfarrverband Anger-Aufham-Piding eingeladen. Aber auch viele weitere Freunde dieser Gebetsform waren gekommen. „Wir haben 150 Liedzettel vorbereitet, die nicht für alle gereicht haben“, freut sich Diakon Peter Walter über die hervorragende Resonanz. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Chores „Unisono“ hat er 400 Lichter in und vor dem Altarraum aufgestellt und so einen ganz besonders stimmungsvollen optischen Rahmen geschaffen. Die Lichter waren Leihgaben aus Saaldorf-Surheim und auch die dortige Organisatorin der Taizè-Gebete, Elke Boehringer brachte sich aktiv in die Gestaltung der abendlichen Höglwörther Gebetsstunde mit ein.

Peter Walter erklärte eingangs was „Taizè-Gebet“ eigentlich bedeutet. Taizè ist ein internationaler Männerorden. Im Jahr 1940 hat sich der Schweizer Roger Schütz in dem kleinen Ort Taizè in Frankreich niedergelassen und dort Menschen geholfen, die in Not oder auf der Flucht waren. 1949 haben dann sieben Brüder ihr Gelübde zur Bildung einer Gemeinschaft abgelegt, in Einfachheit, Ehelosigkeit und Gehorsam zu leben. Heute sind es 100 Brüder aus 25 Nationen, davon rund ein Drittel Katholiken. „Es ist die einzige Gemeinschaft, in der evangelische, katholische und orthodoxe Christen zusammenleben“ erklärte Diakon Walter in seiner Einführung. Taizè ist vor allem durch seine ökumenischen Jugendtreffen bekannt, zu dem jährlich rund 100.000 Gläubige kommen. „Im Zentrum der Taizè-Gemeinschaft steht dreimal täglich das Gebet. Die Brüder leben vom Verkauf ihrer Produkte aus eigener Herstellung. Geschenke werden nicht angenommen, Spenden sofort an Bedürftige weitergegeben“, so Peter Walter weiter. Im Jahr 2005 wurde Frère Roger im Alter von 90 Jahren während eines Gebetes von einer geistig verwirrten Frau ermordet. Seither steht der Deutsche Alois Löser dem Verbund als Prior vor. Die Gemeinschaft ist ein Zeichen der Versöhnung unter den gespaltenen Christen und getrennten Völkern und übt große Anziehungskraft vor allem auf junge Leute aus. „Beten, singen, hören, das ist die Zielsetzung“, sagte Diakon Walter und ergänzte: „Charakteristisch sind einfache, kurze und meditative Gesänge“. Einen Eindruck davon, wie diese Gesänge wirken und wie einfühlsam sich die Sprache der weichen Melodien und prägnanten Texte entfalten, das erlebten die vielen Besucher in den sonntäglichen Abendstunden. Unter der Leitung von Kirchenmusikerin Martina Jakob sang der Chor „Unisono“ die einzelnen Melodien mit mehrmaligen Wiederholungen, die Gemeinschaft der Gläubigen stimmte mit ein und ließ sich mittragen von den sanften Klängen. „Lobsingt ihr Völker alle, lobsingt und preist den Herrn“, hieß es im Auftaktlied. In den folgenden rund eineinhalb Stunden wurde diesem Text Rechnung getragen, wobei nicht nur der Lobgesang, sondern auch die Thematik persönlicher Anliegen in den Mittelpunkt gerückt wurde. „Im Zentrum des Taizè-Gebetes sind 10 Minuten Stille. Dann kann das Wort das Herz erreichen. Alle sind eingeladen, fünf Minuten Stille zu üben“, forderte der Diakon die Besucher zur inneren Einkehr auf. In kurzen Fürbitten wurde anschließend um die Gaben der Weisheit, Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Gottesfurcht gebetet. Bitten und Danken waren die nächsten Abschnitte. Spontan waren die Besucher aufgefordert persönliche Anliegen auszusprechen und mit dem passenden Liedtext „Meine Hoffnung und meine Freude“ wurden die einzelnen Redebeiträge vertieft. Mit dem gesungenen „Vater-unser“ und dem Segen durch Diakon Peter Walter klang die eindrucksvolle Gebetsstunde aus. Peter Walter informierte die Besucher, dass er dieser Gebetsform im Pfarrverband Anger-Aufham-Piding einen festen Platz einräumen möchte und übermittelte seinen Dank in Richtung Saaldorf-Surheim. Dort war Peter Walter bis zum vergangenen Jahr als Diakon tätig gewesen und hatte diese Gebetsform zu seinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen. Als Nachsatz zur Premiere in Höglwörth forderte er die Gläubigen auf, sich gerne persönlich an ihn zu wenden, um eine Resonanz auf diesen Abend zu erhalten.

Foto und Bericht: M. Horn

Zum Foto: 400 Lichter waren eine Leihgabe aus Saaldorf-Surheim zum ersten Taizè-Gebet in Höglwörth.