Voller Bewegung war heuer der Festgottesdienst zur Kirchweih in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Anger. Jung und Alt hatten sich in festlicher Kleidung versammelt, viele Mädchen und Frauen im Dirndl. Ein Höhepunkt war ein Interview von Pfarrer Ionel Anghel mit einem älteren Pfarrgemeinde-Mitglied, dem Kommunionhelfer Johann Koch, auf einer im Altarraum platzierten Gartenbank anstelle der Predigt.

     In das mit Blumen üppig geschmückte Gotteshaus zog eine große Ministrantenschar mit dem Pfarrer, Diakon Peter Walter und Gemeindeferenentin Marianne Aicher ein. Das Bläserensemble der Bergschützenkapelle Anger und Martina Jakob an der Orgel verliehen der Messe mit vielen schwungvollen Gemeinde-Liedern einen feierlichen musikalischen Rahmen. Ein Lächeln in die Gesichter und eine gelassene Atmosphäre in die Kirche zauberte die Idee von Marianne Aicher, beim Halleluja drei Gruppe zu bilden. Die ersten sangen nur „Hallelu“, die zweiten zur „ja“ und die dritten nur „Preiset den Herrn“ - und beim zweiten Durchlauf standen alle bei ihrem Part auf.

     Nach dem Evangelium nach Johannes vom Weinstock und den Reben sagte Pfarrer Anghel, die Kirche sei das sichtbare Bild für dieses Gleichnis Jesu; hervorgehoben werde dies durch das Fest der Kirchweih. Er habe heuer einen älteren Stellvertreter aus der Pfarrei eingeladen, um über die Kirchweih früher zu erzählen. Als der Pfarrer Johann Koch auf die Gartenbank einlud und ihm einige Fragen stellte, flüsterten zwei Mädchen einander begeistert zu: „Wie in einer Talkshow!“.

     „Meine ersten zehn Lebensjahre hat es die Kirchweih nicht gegeben“, verriet Johann Koch, der zur Zeit des Beginns des Zweiten Weltkriegs geboren wurde. Erst 1949, als die Währungsreform frisches Geld gebracht habe, sei der Kirtag wieder aufgekommen. „Mia san gern higanga“, erinnerte sich Koch. Mangels Geld sei ein geschenktes Zehnerl zum Karusselfahren für die Kinder die größte Freude gewesen. Der Pfarrer habe sich in der Nachkriegszeit in der Kirche am normalen Sonntagsevangelium orientiert. Die Messe sei ohne Festlichkeit gewesen, da die Kirchweih wie andernorts im Oktober gefeiert worden sei. Und was der Pfarrer damals nach der Messe am Kirtag machte? „Er hat Anger verlassen, damit er in Ruhe irgendwo essen kann. Das waren meist ältere Herren.“ Was der Kirche auch in Zukunft Wert im Leben der Menschen geben würde, wollte Anghel noch wissen. „Wir sollten junge Leute anziehen, die bestimmte Aktivitäten übernehmen. Und wenn die Männer auf der Empore auch mitsingen würden, würde sich das ganz anders anhören.“    

Veronika Mergenthal

Foto: Pfarrer Ionel Anghel beim Interview auf der Gartenbank mit Johann Koch.