„Heute haben wir uns alle auf den Weg gemacht, hierher in die Pfarrkirche Anger um in lauten, turbulenten Tagen eine geschenkte Zeit der Ruhe zu erleben. Zeit in der wir nichts tun müssen, Ruhe finden und Kraft schöpfen für die Herausforderungen des Lebens“ mit diesen Worten begrüßte Sprecherin Ulli Traxl die Mitwirkenden und die Besucher des Angerer Adventssingens. Viele hatten wohl die gleichen Gedanken wie die Sprecherin, denn das Gotteshaus war nahezu voll besetzt am Sonntagnachmittag zu dieser beliebten Veranstaltung in der „staaden Zeit“. Die Zuhörer erlebten ein fast zweistündiges stimmungsvolles Programm bei dem den Worten der Sprecherin Rechnung getragen wurde. Denn mit einfühlsamen Klängen, nachdenklichen Worten und einer Überraschung wurde eine „kleine Auszeit“ in der Alltagshektik geboten.

Der Altarraum war gut gefüllt mit den Mitwirkenden des Angerer Adventsingen, dass einer langen Tradition zufolge wiederum vom „Männerchor Frohsinn“ veranstaltet wurde. Diesmal bekamen die Männer aus Anger noch stimmliche Unterstützung von den Sangeskollegen aus Siegsdorf. Die Chöre trugen entweder einzeln oder gemeinsam zur Programmgestaltung bei und einmal mehr zeigte sich, dass volle warme Männerstimmen wie geschaffen sind, um die Botschaft der Weihnachtszeit zu transportieren. Als separate Gesangsgruppen waren an diesem Nachmittag „gute Bekannte“ beim Angerer Adventsingen zu hören. Die Höglwörther Sänger und die Vogelauer Sänger ließen wieder ihre schönen Klangharmonien hören. Beiträge aus dem alpenländischen Raum in bayerischer Mundart gesungen, verliehen der Veranstaltung ein regionales Kolorit. Dieses wurde durch die Stücke der Stubnmusi noch vertieft. Mit zwei Gitarren, Harfe, Zither und Kontrabass spielten die Instrumentalisten auf, und heuer gab es dabei eine Besonderheit. Die Organisatorin des Adventsingens, Martina Jakob spielte mit den Saitenmusikanten zusammen an der Orgel. Diese Orgel steht seit mehreren Jahren im Angerer Altarraum und kam heuer zu besonderen Ehren. Hans Höglauer aus Aining, der Vater der Harfenistin aus der Stubenmusi, hat sie damals gebaut und der Pfarrei Anger gestiftet. Ein besonderes Klangbild, das an den großen Salzburger Volksmusikanten Tobi Reiser erinnert, entwickelte sich bei den Programmstücken, wenn Stubenmusi und Orgel gemeinsam zu hören waren. Für einen Hauch jugendlichen Elan sorgten die Kinderchöre des Pfarrverbandes, ebenso wie der Männerchor Frohsinn geleitet von Martina Jakob. Mit erfrischenden Stimmen boten die Mädchen des Kinderchores ihr Repertoire dar, ganz besonders als der „Heilige Nikolaus“ in Erscheinung trat. Am Gedenktag dieses bekannten Heiligen, an dem das Adventsingen statt fand, war sein Auftritt bestens gelungen. Der hohe Überraschungsgast bedankte sich bei den Mitwirkenden für ihren Einsatz und bei den Zuhörern für ihren Besuch. „Ihr leistet damit einen Beitrag, um unser christliches Dorfleben zu bereichern“ lobte der heilige Mann. Nachdem die Kinder ein Lied vorgetragen hatten, wurden sie mit kleinen Gaben belohnt. Nach dieser Einlage ging es klanglich weiter durch den Advent in Richtung Bethlehem. Wobei die einzelnen Gruppen viel Gefühl für Vortrag und Thematik an den Tag legten und so die Zuhörer förmlich behutsam an die Hand nahmen. Das akustische Gesamtbild wurde ergänzt durch Sopranistin Katharina Tschakert und das Bläserduo Christian Häusl und Matthias Gschwendtner von der Bergschützenkapelle Anger. So entwickelte sich eine abwechslungsreiche Gesamtzusammenstellung, die die über 2000 Jahre alte Geschichte in hervorragender Weise in die Gegenwart transportierte und im Höhepunkt der Verkündung der Geburt des Erlösers gipfelte. Zum ersten Mal wirkte heuer Ulli Traxl als Sprecherin mit. Sie trug mit wohldosierten kurzen Textpassagen zur Abrundung der Veranstaltung bei. Sie thematisierte in ihren Betrachtungen unter anderem den Advent an sich, den Adventskranz, die Gottesmutter Maria und die Hirten. Sehr nachdenklich waren ihre Betrachtungen zum Thema Herbergssuche, das heute aktueller denn je ist. „Derzeit gibt es weltweit 31 Kriege, 51 Millionen Menschen sind auf der Flucht, davon 10 Millionen aus dem nahen und mittleren Osten. Als Christen sind wir aufgerufen zu handeln und sollten nicht vergessen, dass Christus in jedem von uns lebt“.      

 

 

Text und Bilder: M. Horn