„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk. 1, 14)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Ministranten, liebe Kinder und Jugendliche!

Ich melde mich an diesem Sonntag nicht von der Kanzel in der Kirche, sondern auf diesen schriftlichen Weg und möchte Euch, Ihnen ein paar Infos über mich teilen.

Vergangener Montag bin ich operiert worden: mein gebrochenes Sprunggelenk wurde mit einer Metallschiene stabilisiert. Es wird jedem von uns so gehen: das, was sich so einfach in einem Satz anhört, ist in Wirklichkeit ein komplexes Handeln. Wenn man krank wird, taucht man in einer anderen Welt, mit einem anderen Zeit- und Raumgefühl. In erster Linie verliert man seine Selbstständigkeit. Man kann „seine Zeit“ nicht mehr bestimmen. Man wird automatisch langsamer als die anderen, als sich selbst früher. Die Heilung des Schmerzes, der Wunde, der Krankheit ist nun Priorität. Alles andere wird nebensächlich. In dieser Erfahrung wird man sich bewußt auch der Bedeutung der anderen für dich. Ich bin sehr froh gewesen über die Krankenschwester und die Ärzte im Krankenhaus, die mir die Diagnostik erstellten, operierten und mich nach der OP pflegten. Ich bin sehr dankbar denen, die mich in diesen Tagen zum Arzt und in Krankenhaus gefahren haben und sich die Zeit dafür nahmen.  Ich bedanke mich herzlich an alle, die an mich gedachten haben in dieser Zeit, für mich gebetet oder einen einfachen lieben Gruß mir geschickt haben. Das ist auch die andere Erfahrung, die man macht, wenn man krank ist: nicht nur, dass man seine Unabhängigkeit verliert, sondern man erfährt konkret tatkräftige, wohltuende Solidarität und Nächstenliebe. Und das stärkt das Selbstwertgefühl, gerade dann wenn dieser ins Wanken gerät, weil man nicht mehr so viel leisten kann wie früher.

Die Zeit der Krankheit bringt also eine Wende mit sich mit. Man kehrt automatisch um. Und hier sind wir beim heutigen Evangelium. Jesus verkündigt: das Reich Gottes ist nahe. Eine andere Realität wird von Jesus zuerst bekannt gemacht – das Reich Gottes. Es ist eine andere Wirklichkeit als die Wirklichkeit, die wir kennen, in der wir uns Tag für Tag bewegen. Neben dem Reich dieser Welt mit all dem Schönen und Unschönen, Guten und Schlechtem gibt es also noch ein anderes Reich: das Reich Gottes. Wie wird dieses Reich Gottes sein? In erster Linie hat es mit Gott zu tun. Es ist ausschließlich sein Reich. Was beinhaltet es aber? Was macht es aus? Was bringt es mit sich? Das wird Jesus in seinem öffentlichen Wirken 3 Jahre lang zeigen: er heilt die Kranken, vergibt die Sünden der Menschen, er spricht Mut und Hoffnung zu, eröffnet neue Horizonte, er zeigt wie Gott die Liebe, Güte, Milde, Barmherzigkeit, Schönheit, Freude und Glück ist.  Und er sagt im heutigen Evangelium: dieses Reich Gottes ist nahe! Es ist noch nicht da. Aber, wenn etwas nahe ist, dann strahlt davon etwas schon aus, dann ist schon ein bisschen etwas davon zu spüren. Deswegen kehrt um und glaubt an diese Frohe Botschaft, an diese Neuigkeit: Gottes Reich ist nahe.

Ja, was kann man sich unter dieses Gottes Reich vorstellen? In meiner persönlichen momentanen Lage des Ausfallens von allen Diensten, des gehindert sein zum gescheit Gehen können, an Unternehmung teilnehmen, Wandern, Skifahren, Menschen begegnen, in all dem und vielmehr ist das Reich Gottes ein Bild für die Wiedergenesung. Das Reich Gottes ist natürlich viel mehr als das! Für mich spricht es momentan konkret von der Hoffnung auf Heilung und Heil. Es ist jene Unbeschwertheit, Freiheit, Freude und Sinn, die man sich auch sonst vielleicht in den gesunden Tagen wünscht. Und so wie ich auf Heilung meines Fußes zuversichtlich bin, so ist das Reich Gotte erreichbare Realität. Die Notwendige Schritte dahin ist der Umkehr und der Glaube an das Evangelium Jesu! Übersetzt auf meiner Situation heißt das: ich muss in den nächsten Wochen noch physiotherapeutische Übungen machen, mich verstärkter gedulden und die Zeit sinnvoll nutzen. Ich wünsche einem jeden von uns in seiner persönlichen Lage, Situation, dass er/sie spürt, dass das Reich Gottes nahe ist! In diesem Sinn eine gesegnete Woche!

Euer Pfr. Anghel