Heute sind sie zu Gast bei uns, Maria und Josef in ihrem roten, hölzernen Schrein.
Maria sieht schon ziemlich rundlich aus, Jesus wird bald auf die Welt kommen.
Eine schöner Gedanke, dieses Frauentragen. Herberge geben. Den anderen nicht abweisen, sondern die Türe weit öffnen und ihn einladen, komm ins Warme, ruh dich aus, kann ich dir helfen?
Mitten unter der Hausarbeit halte ich inne, schaue zum Hl. Paar. Brennt die Kerze noch, die ich aufgestellt habe? Hell sollen sie es haben, hell und licht, wenn sie schon mal da sind. Anderen Gästen würde ich es ja auch schön machen.
Gestern Abend sind sie eingetroffen, Kinder haben sie uns gebracht und wir haben ein altes Weihnachtsbuch hervorgekramt und von Maria gelesen, der der Engel erschien, von Kaiser Augustus, der die Leute zur Volkszählung aufforderte und von Josef, dem geschickten Zimmermann, der nirgends Herberge für seine schwangere Frau finden konnte.
Was wäre gewesen, damals, wenn man sie irgendwo reingelassen hätte?
Wenn Maria in einem gemauerten, schützenden Haus ihr Baby hätte auf die Welt bringen dürfen? Wer wäre der erste Besucher gewesen? Bestimmt nicht die armen Hirten und die schmutzigen Schafe. Hätten sich die Engel in eine überfüllte Herberge getraut? Wäre der Stern aufgefallen zwischen den Lichtern der Stadt?
Wie würde ich mich fühlen auf einem Weg ins Ungewisse, vor Erfahrungen stehend, die ich noch nie gemacht habe, die mein ganzes Leben auf den Kopf stellen werden, von allen alleingelassen und abgewiesen?
Heute Abend reisen Maria und Josef weiter. Kommt gut in Bethlehem an, ihr zwei!